1) Sind Heiden überhaupt gläubige Menschen?

Landläufig wird "Heide" gleichbedeutend mit "ungläubig" verwendet. Das ist falsch und resultiert aus einer diffamierenden Wortverwendung im Mittelalter. Heiden sind zutiefst religiöse Menschen, die in den Kräften der Natur das Wirken der Urkräfte erkennen, die die Erde, die Natur, die Pflanzen und Tiere und den Menschen haben entstehen lassen. aus diesem Grunde ist Achtung vor der Kreatur ein sehr hohes Gut im heidnischen Denken und Fühlen.

2) Ist Samanunc eine Sekte?

Nein. Als Sekte wird eine Glaubensgemeinschaft angesehen, die (unter anderem) ihren Mitgliedern -- (viel) Geld abverlangen -- die Meinungsfreiheit einschränken -- beim Austritt schwierigkeiten bereiten -- einem religiösen Führer unterworfen sind.

Samanunc ist ein Zusammenschluß von Heiden, die Freude an der gemeinsamen Verehrung der Götter haben und in vielen, kontroversen Diskussionen einen gangbaren Weg suchen. Ein Mensch, der sich zum "religiösen Führer" aufschwingt, würde allenfalls ausgelacht. Die Leitung der Opfer übernimmt derjenige, der an dem Festtag Freude daran verspürt.

3) Sind Heidenopfer nicht Tieropfer?

Das Opferfest ist ein Festessen. In alter Zeit gehörte das Schlachten zum Festessen wie das Kaffee zum Kuchen. Also hat man geschlachtet. Auch heute sind Speiseopfer Portionen von dem Festessen. Das Festessen stammt ganz normal aus dem Supermarkt. Auch vegetarische Speiseopfer sind völlig normal.

4) Hat germanisches Heidentum nicht was mit Nazis zu tun? Man hört das doch oft!?

Nein. Wie die alten Nazis so misbrauchen auch die neuen viele Symbole aus verschiedenen Kulturen. Hitler bezeichnete sich unter anderem auch als einer, der Jesus rächt und als guter Christ. Pluralität, Freiheit und Toleranz gehörten schon in alter Zeit zu den Grundfesten der dezentralen germanischen Gesellschaft. Naziideologie ist damit vom Grundprinzip her schon unvereinbar.

5) Kann man als interessierter Nichtheide an einem Opferfest teilnehmen?

Ja. Samanunc veranstaltet in unregelmäßigen abständen den "Tag der offenen Feuerstelle". An diesen Opfern, die wir für die Gemeinschaft bringen, sind Gäste willkommen. Da ein Jahreskreisopfer ein sehr intensives Geschehen ist, möchten wir hierzu nur Menschen einladen, die wenigstens einer von uns schon kennengelernt hat. Dies besonders bei den Festen, die wir in einer Privatwohnung begehen.

6) Leben Heiden anders als Nichtheiden?

Wir gehen alle einer ganz normalen Arbeit nach, leben in Eigenheim oder Mietwohnung. Wir sehen es als ehrenhaft an, uns in unserer Gesellschaft als ehrlich, fleißig, beharrlich und treu hervorzutun. In unserem Privatleben streben wir nach Einfachheit und sparsamem Umgang mit Gütern. Dieses resultiert aus der Verbundenheit zur Natur und der Sorge um die Erde, in der sich göttliches Wesen offenbart.

7) Haben Heiden besondere "Verbote", wie sie aus anderen Religionen bekannt sind?

Im Heidentum gibt es nicht "erlaubt" und "verboten". Eine Handlung kann nicht aus sich heraus "gut" oder "böse" sein. Vielmehr geht es in der heidnischen Ethik darum, ob eine Handlung der Gemeinschaft schadet oder nicht. Dabei bezeichnet "Gemeinschaft" die Menschen, mit denen man zusammenlebt. Also auch die Stadt, das Land. Es geht nicht nur um "Mitheiden". Es geht auch nicht nur um direkten Schaden oder Nutzen, sondern um indirekte Zusammenhänge die zerstörtes Vertrauen oder Unfrieden nach sich ziehen.

8) Haben Heiden ein "Heiliges Buch"?

Wir sehen die Überlieferungen als literarische Zeugnisse der alten Zeit an, die die Gedanken und Gefühle der damaligen Gesellschaft in der Wahrnehmung des jeweiligen Authors wiedergeben. Das hat für uns den Charakter einer Sammlung von Gedanken, denen man einmal nachgehen sollte. Als klare Anweisung oder Heiliges Buch sehen wir diese Texte nicht an.

9) Ich habe von "neun edlen Tugenden" gehört. Was ist das?

Die neun edlen Tugenden sind Ausformulierungen von Grundhaltungen, von denen wir annehmen, daß sie zu einem prosozialen und erfüllten Leben führen.

10) Ist der Begriff "Ehre" nicht immer wieder Anlaß für Probleme und Gewalt?

Der Begriff der Ehre muß in diesem Zusammenhang erklärt werden: Ehre ist nicht etwas, das "man hat". Vielmehr ist Ehre die Antwort der Gemeinschaft darauf, daß sich jemand in die Gemeinschaft einbringt. Die meiste Ehre bekommt denn auch der, der am meisten gibt. Nicht der, der am meisten nimmt oder hat. Versinnbildlicht wird das in dem Sprichwort: "Die Stärke des Rudels ist der Wolf, die Stärke des Wolfes ist das Rudel." Wer also in seiner Gesellschaft für "Stärke", also Frieden und Wohlergehen beiträgt, der erntet Ehre. Wer den Frieden und das Wohlergehen schädigt, verliert von seiner Ehre.

11) Ist Heidentum denn eine Religion nur für Starke?

Schon in alter Zeit sagte man "Der Hinkende Reite, der Handlose hüte, nur der Tote taugt zu nichts." (Havamal, Edda). Ja, das Heidentum betont Stärke. Und zwar soweit, daß es die Stärke eines jeden Menschen wahrnimmt und ernstnimmt. Demnach muß der Umgang mit Behinderung zum Ziel haben, auch dem Behinderten zu ermöglichen, seine verbliebende Stärke zu erfahren und einzubringen.

12) Wie stellt sich das Heidentum zu anderen Religionen?

Wir ehren viele Götter. Es wäre albern, die Götter anderer Religionen zu schmähen. Andererseits fordern wir kompromißlos die Freiheit, unseren Glauben ungestört zu leben und treten für die Freiheit ein, seine Religion frei wählen und diese Entscheidung ändern zu dürfen.